rongin shagor / রঙিন সাগর

WILL YOU REMEMBER TO KEEP US AFLOAT?

Mit Beiträgen von Kondo Heller, Akinbode Akinbiyi, Amira Zarari, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Arijit Bhattacharyya, Bruna Barros and Jess Oliveira, Alice Yuan Zhang, Sara Ehsan, Carla Abiles, Leman Sevda Darıcıoğlu, Jumoke Adeyanju und Euch … | Digitale Plattform | Launch event am 13. November 2022 im Oyoun | www.ronginshagor.com 

rongin shagor রঙিন সাগর bedeutet aus dem Bengalischen übersetzt soviel wie “vielfarbener Ozean” – der Ozean als Träger von Erinnerungen: Wie unsere Körper Träger von Erinnerungen sind, was uns in direkte Beziehung zu Gewässern setzt.

“Will you remember to keep us afloat?” – stellt wiederum eine Frage an den Ozean, der gibt und nimmt, und schafft eine Parallele dazu, wie und wer die Erinnerung in unserer Welt gestaltet. Wer bleibt über Wasser und wird daran erinnert, dass sie/er über Wasser bleibt? Wer wird von den Gezeiten verschlungen und gerät in Vergessenheit?

Ausgehend von einem Gedicht der afrodeutschen Dichterin May Ayim reflektiert Oyouns neue künstlerische Intervention “rongin shagor” über Erinnerungskulturen, indem sie die reflektierenden und generativen Fäden kultureller Formationen erforscht, die in den Sinnen des unterdrückten Körpers liegen. Diese Fäden zurückzuverfolgen und neu zu weben, ist die unaufhörliche Aufgabe von Kulturen, die dem Kolonialismus ausgesetzt waren. Kollektive Erinnerung entsteht aus Sprache, und Muster der kollektiven Erinnerung beeinflussen die Sprache als sozial und kulturell geteilte narrative Gattungen. Das Projekt versucht, eine Konstellation des Erinnerns zu schaffen, indem es kulturelle Antworten und transnationalen Dialog miteinander verwebt. Dieser multimodale Raum schafft einen Bruch zwischen Stimme und Stille, dem Mündlichen und dem Visuellen und ist ein Versuch, das Überleben der sensorischen Kulturen in der heutigen Welt zu sichern.

In Form eines virtuellen künstlerischen Kettenbriefs untersucht “rongin shagor” das Konzept von Überlieferung, indem es andere in den Diskurs darüber einbezieht, wie unsere Geschichte unser heutiges Handeln prägt. Eine Reihe multidisziplinärer und mehrsprachiger Künstler*innen wird auf das Gedicht “Community” von May Ayim reagieren, einer Vordenkerin und Schlüsselfigur der afrodeutschen Bewegung, die diese bis zu ihrem viel zu frühen Tod 1996 geprägt hat.

“rongin shagor – der vielfarbene Ozean” – symbolisiert dabei die Vielfalt der poetischen und künstlerischen Interpretationen und Inspirationen, die aus einem Gedicht hervorgehen. Sie treiben, schiffen sich ein, kollidieren und halten sich über Wasser – alles an ein und demselben Ort, wobei sie jeweils Ansätze zu unterschiedlichen Kämpfen in der Identitätspolitik markieren. Träume, Visionen und assoziative Vorstellungskraft der Poesie werden durch ein kollektives Wachstum einzelner, aufeinander aufbauender Kunstwerke verstärkt – angefangen mit oben erwähntem Gedicht von May Ayim. Die Reaktionen interdisziplinärer Künstler*innen auf dieses Werk werden “rongin shagor” prägen und den Weg für weitere Partizipation ebnen.

Die durch die Kolonialzeit verursachte Auslöschung – mit der parallelen Erzählung der Pandemie – fordert uns heraus, uns den Realitäten des Verlustes zu stellen, des Verlusts der Verbindung, des Verlusts der mündlichen Überlieferung, des Verlusts des Rituals, des Verlusts geliebter Menschen, des Verlusts der körperlichen Berührung, des Verlusts der Gerechtigkeit. Bei all diesem Verlust besteht die Notwendigkeit, einen gemeinsamen Raum zu schaffen, in dem die Herausforderungen sichtbar und hörbar gemacht werden, mit denen die verschiedenen Diaspora-Gemeinschaften in Berlin und darüber hinaus konfrontiert sind. Dieses partizipatorische Online-Projekt wird versuchen, mittels Kunst einen Knotenpunkt des Wissens zu schaffen und einer breiteren Gemeinschaft zugänglich zu machen, damit diese sich im Laufe der Zeit an den Diskursen beteiligen kann.

Als hauptsächlich digitales Projekt mit Manifestationen im physischen Raum befasst sich “rongin shagor” mit den Interaktionen zwischen europäischen Nationen und den von ihnen kolonisierten Gesellschaften, indem es sich mit Fragen der Identität, Sprache, Repräsentation, Vertreibung, Migration, Widerstand und Handlungsfähigkeit auseinandersetzt. Die künstlerischen Antworten werden sowohl on- als auch offline geteilt und gipfeln in einer digitalen Plattform, die noch in diesem Jahr an den Start gehen soll und von einer physischen Eröffnung am May-Ayim Ufer und im Oyoun in Berlin begleitet wird.

10. – 30.06.22

Die Ausstellung “May Ayim: Dichterin. 1996.” von Akinbode Akinbiyi beinhaltete die erste einer Reihe von künstlerischen Antworten auf May Ayims Gedicht “Community”. Im Laufe der nächsten Monate werden mehrere Künstler*innen, die die Dichterin teilweise selbst gekannt haben, ihre eigenen künstlerischen Antworten geben, und damit einen größeren Corpus schaffen, der sich in Form einer im Herbst diesen Jahres startenden Plattform manifestieren wird.

Die Ausstellungseröffnung mit Künstlergespräch (Akinbode Akinbiyi) fand am 10. Juni im Oyoun statt.

Die Ausstellung war vom 11. bis 30. Juni täglich zwischen 12 Uhr und 20 Uhr geöffnet.

30.06.22

Open Call // Einsendeschluss 1. August

Für rongin shagor – the colorful ocean – suchen wir derzeit multidisziplinäre BIPOC*-Künstler*innen und Aktivist*innen, die auf ein Gedicht der afro-deutschen Dichterin May Ayim antworten möchten. Die künstlerischen Antworten werden auf einer virtuellen Plattform gesammelt, die später in diesem Jahr veröffentlicht wird. Detaillierte Informationen und das Bewerbungsformular findet ihr hier! 

06.10.22

“Speculating caste” // Workshop-Beginn: 15.00h

Workshop mit Aroh Akunth

Alle Systeme der Diskriminierung haben eine ihnen innewohnende Logik des Verdienstes, die Kaste verstärkt sie nur anders als andere, sie erzeugt buchstäblich eine Realität, in der zwei Menschen, die nicht voneinander zu unterscheiden sind, ungleich sind, nicht, dass diejenigen, die zu unterscheiden sind, anders behandelt werden sollten. Dieser Workshop baut auf der Arbeit schwarzer, feministischer Spekulationsschriftsteller*innen auf, die versucht haben, das Genre den Händen weißer Männer zu entreißen. Er geht davon aus, dass viele kastenfeindliche Denker*innen spekulative Autor*innen sind, weil sie sich eine alternative Gesellschaft imaginieren. Gemeinsam wollen wir eine universellere und bewusstere Literatur schaffen.

25.10.22

“Embodying Community” // Workshop-Beginn: 18.00h (BIPOC only)

Small group pillow talk mit Alice Yuan Zhang und Y Thuan La

Wie überträgt, spürt und speichert der Körper der Diaspora Erinnerungen an die Gemeinschaft? Diese Frage wollen wir zusammen mit einer kleinen Gruppe von POC bei Embodying Community, einem Peer-Learning-Treffen erforschen. Unter Bezugnahme auf die Technologien der Vorfahren lädt die Künstlerin Alice Yuan Zhangs ihre Akupunkteurin Y Thuan La ein, virtuell eine Übung zur körperlichen Erdung durchzuführen und Fragen zu den traditionellen östlichen Heilmethoden zu beantworten. Anschließend werden wir gemeinsam Beifußtee trinken und leckere Snacks zu uns nehmen, während wir herausfinden, wie unsere Körper auf subjektive und gemeinsame Weise als Wegweiser für Gemeinschaft fungieren können. Im Zentrum dieser Veranstaltung steht das Sammeln von Stimmen zum kulturellen Gedächtnis im Kontext von Kolonialität, Vertreibung und Widerstand in Berlin und darüber hinaus. 

Für diese Veranstaltung ist eine Anmeldung erforderlich.

26.10.22

“Stitching the memory” // Workshop-Beginn: 18.00h

Workshop mit Carla Abilès

Im Rahmen des Workshops “Stitching the memory” soll über das Gedicht “Gemeinschaft” von May Ayim reflektiert werden. Gemeinsam werden wir einen Banner entwerfen, auf dem wir Erfahrungen, Auswirkungen, Projektionen des Gedichts und die Idee dessen, was Gemeinschaft bedeutet, zusammentragen.

Dieser Workshop richtet sich an Migrant*innen, BIPoC, LGBTQ+, nicht-binäre/geschlechtlich nicht-konforme Menschen.

Die Anmeldung ist bis zum 23.Oktober.2022 möglich.

11.11.2022

“Critical Collective Practices” // Workshop-Beginn: 18.00h

In Gesellschaften, die die Entfremdung von Individuen zum Zweck wirtschaftlicher Gewinne als Waffe einsetzen, sollte die Idee von Kollektiven eine Atempause und Alternativen bieten. Obwohl diese queeren Organisationen historisch gesehen die Zugehörigkeit zu bestimmten Völkern und Politiken verleugnet haben, hat die Delegitimierung von Ideologien, die sich für das Volk einsetzen, einschließlich der Arbeiterrechte, dazu geführt, dass die Rolle von Kollektiven in einer unipolaren Welt wieder an Bedeutung gewonnen hat. In ihren sich der Definition widersetzenden Formationen sind Kollektive von verschiedenen Völkern verkörpert worden, haben kritisches Denken geformt, verschiedene Arten von Wissen befruchtet und es geschafft, dort zu bestehen, wo größere Mobilisierungen versagt haben. Wir laden euch ein, mit uns darüber nachzudenken, wie man seine individuellen Praktiken mit größeren Gemeinschaften verbinden kann, was die Pädagogik kollektiver Praktiken sein könnte und wie man Gemeinschaften, die kritisch und generativ sind, unterstützt.

Die Lecture Presentation wird von Aroh Akunth moderiert.

Mit dabei sind außerdem: Ming Poon, Priyadharsini (The Blue Club), Daddypuss Rex

12.11.22

“Das Flüstern der Anderen” // Veranstaltungsbeginn: 18.00h

Konzertlesung mit Sara Ehsan und Alain Alfred Moutapam | Musikalisch begleitet von Hakan Tugrul an der Santur und Djelifily Sako an der Kora.

“Das Flüstern der Anderen” ist eine lyrische Auseinandersetzung mit der hegemonialen Geschichtsschreibung und den darin tief verwurzelten Ungerechtigkeiten. Die Gedichte bündeln Themen des Weltgeschehens mit Einzelschicksalen von Flucht und Ausbeutung und laden die Lesenden ein, neue Perspektiven einzunehmen. Ihre Gedichte sind sehnsuchtsvoll, traurig und erhebend zugleich. 

13.11.22

“An Artistic Dialogue Starting With A Poem By May Ayim” // Veranstaltungsbeginn: 18.00h

Am 13. November um 18.00 Uhr laden wir euch zur persönlichen Vorstellung der digitalen Plattform rongin shagor und zur Präsentation ausgewählter Arbeiten von Künstler*innen ein, die im Rahmen des Projekts auf das Gedicht “community” von May Ayim antworten. Die Veranstaltung wird mit einer Performance von Oxana Chi & Layla Zami eröffnet. Anschließend gibt es Zeit, die Arbeiten der ausgewählten Künstler*innen von rongin shagor zu hören, sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie zu betrachten. 

Zeitplan

17.30 h | Einlass

18:00 h | May Ayim’s Wor(l)ds-Making
Input-Gespräch, Gedichte, Musik von Layla Zami

Gefolgt von Killjoy | Tanz, Choreografie, Klang von Oxana Chi
Kreative Reflexionen zu den Themen Heimat, Zugehörigkeit, Rassismus und Resilienz mit May Ayim

18:30 h | rongin shagor – Mit Antworten von Kondo Heller, Akinbode Akinbiyi, Amira Zarari, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Arijit Bhattacharyya, Bruna Barros and Jess Oliveira, Alice Yuan Zhang, Sara Ehsan, Carla Abiles, Leman Sevda Darıcıoğlu, Jumoke Adeyanju und euch …

20.00 h | “Vortex” von Poetry Meets x rongin shagor 

20:45 h | DJ Set by Parissa + fade out

 

Credits

Künstlerische Leitung, Konzept: Madhumita Nandi
Kuration: Madhumita Nandi, Anja Saleh
Kuratorische Assistenz: Melisa Manrique
Kommunikation: Tariq Bajwa
Design: Chhandak Pradhan
UX Design: Mark Mushiva, Rita Eperjesi
Webdesign: Rita Eperjesi, Zainab Tariq und Anna Eschenbacher
Webdevelopment: Zainab Tariq, Anna Eschenbacher mit Unterstützung von Ellina Nurmukhametova, Árpád Bencze, Malte Hillebrand, Anna Brauwers
Funding/Admin: Sophia Schmidt, Paul Räther, Nina Martin

Das Projekt “rongin shagor” wird entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR und der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Logos der Förderer von Dive In, Programm der Kulturstiftung des Bundes, und die Berliner Senatverwaltung für Kultur und Europa