MOUDJAHIDATE*
women*, resistance, queer alliance
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women*, resistance, queer alliance
In Gedenken an den 60. Jahrestag der Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich würdigt “Moudjahidate* – women*, resistance, queer alliance” das Engagement von Kämpferinnen* im Kampf um Freiheit und Autonomie für ihr Volk und sich selbst. Die Ausstellung schafft einen Raum für alle Frauen*, die mit ihrem Körper, ihrem Geist und ihrer Kraft zur Befreiung des Landes beigetragen haben.
aus Nadja Makhlouf – Invisible to Visible
Während der französischen Kolonialisierung schrieb Frantz Fanon in “Algeria Unveiled” (1965), wie Frankreich versuchte, seine koloniale Herrschaft durch algerische Frauen* aufrechtzuerhalten: “‘Wenn wir die Struktur der algerischen Gesellschaft, ihre Fähigkeit zum Widerstand, zerstören wollen, müssen wir zuerst die Frauen erobern; wir müssen sie hinter dem Schleier finden, unter dem sie sich verstecken, und in den Häusern, wo die Männer sie außer Sichtweite halten.'”. Die berühmte Propaganda “Bist du nicht hübsch, zeig dich” stellt deutlich die patriarchalische Herrschaft über algerischen Musliminnen* dar.
Seit Anbeginn der Zeit sind Frauen*körper ein eigenes Territorium, das danach strebt, sich zu dekolonisieren, das ummauerte Schweigen um sie herum zu durchbrechen und auf der Bühne ganz vorn zu stehen. Ihr Geist versucht, einen Körper zu bewohnen, der selbstbestimmt ist, sich nach eigenen Regeln kleidet – Frauen* am Ursprung der Welt verkörpert und ehrt, wer sie sind.
Am 1. November, dem Tag, an dem der algerische Unabhängigkeitskrieges vor 68 Jahren begann, präsentiert “Moudjahidate* – women*, resistance, queer alliance” Werke von drei Künstlerinnen algerischer Herkunft, deren Arbeiten die durchlebten Erfahrungen von Frauen* im (Nach-)Kriegsalgerien in den Mittelpunkt stellen: Nadja Makhlouf, Sarah El Hamed und Maya Inès Touam
aus Sarah El Hamed – Au Nom du Peuple (Im Namen des Volkes)
Künstlerische Leitung: Louna Sbou
Kuratorisches Team: Dami Choi, Rebecca Odewole
Ko-Kuration: Nadja Makhlouf
Projektdesign: Tewa Barnosa
Kommunikation: Tariq Bajwa, Gisèle Moro, Nicola Reißer
Artists
_Nadja Makhlouf (Co- Kuratorin)
Invisible to Visible, fotografische Diptychen, Druck auf Papier, 60×40 cm, 2011 – 2014.
Nadja Makhlouf ist eine französisch-algerische Fotografin und Filmemacherin. Ihre Arbeit widmet sich besonders Schlüsselfragen rund um die Rolle von Erinnerung, Geschichte und sozialen Wandels in Bezug auf die Stellung der Frau* in der algerischen Gesellschaft.
In ihrer fotografischen Arbeit fokussiert sich Nadja Mahklouf darauf, den Weg von fünfzehn Moudjahidate* zurückzuverfolgen, die aktiv an verschiedenen Aspekten der Unabhängigkeitsbewegung beteiligt waren, darunter Logistik, bewaffnete Kämpfe, Pflege und politische Führung. In ihren fotografischen Diptychen lässt Nadja die Vergangenheit und die Gegenwart in einem Rahmen zum Leben erwecken, indem sie eine Reihe von Schwarz-Weiß-Porträts von Kämpfer*innen gegenüberstellt. Die ruhigen Körper, die im Widerspruch zu den angespannten Blicken stehen, zeigen die Entschlossenheit der Frauen*, die mit der klaren Vorstellung einer besseren Zukunft gegen den französischen Kolonialismus kämpften.
_Sarah El Hamed
Au Nom du Peuple (Im Namen des Volkes), video projection, 10 min, Algier, 5 July 2019
Au Nom du Peuple (Im Namen des Volkes), Algerian flag, 6 x 3 m, Paris, June 2019
Sarah El Hamed ist eine französisch-algerische Performance-Künstlerin, Regisseurin und Mixed-Media-Storytellerin, in deren Arbeiten Erinnerung und Partizipation eine wichtige Rolle spielen. Dies wird durch verschiedene Medienformen wie durch Live-Performance und öffentliche Intervention übermittelt.
Die multimediale Installation, bestehend aus einer Videoarbeit und einer 6×3 Meter großen algerischen Flagge, ist eine Hommage an die Moudjahidate* und das algerische Volk. Die öffentliche Intervention “Au Nom du Peuple” (2019) fand am 5. Juli 2019 während der Märsche in den Straßen von Algier statt. El-Hamed lud Menschen in ihrem Umfeld dazu ein, sich am “kollektiven Nähen” einer algerischen Fahne zu beteiligen, einem Objekt, das den antikolonialen Geist des algerischen Volkes verkörpert, während sie mit ihnen über die Vergangenheit und die Zukunft ihres Landes ins Gespräch kommt. Die Intervention repräsentiert die Rolle der Frauen* bei der Mobilisierung der Menschen für den Widerstand, hinterfragt gleichzeitig die (Un-)Sichtbarkeit der algerischen Frauen* und fordert ihren Platz in der Gesellschaft zurück.
_Maya Inès Touam
Revealing the Fabric, Mehrkanal-Bildprojektion und Texte, 2014 – 2018
Maya Inès Touam betreibt anthropologische und traumähnliche Forschung, wobei sie verschiedene Medien wie Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen und persönliche oder symbolische Objekte verwendet. Sie hat ihre Forschungen auf die Diaspora des afrikanischen Kontinents ausgeweitet und nimmt dabei eine postkoloniale Perspektive auf Immigration ein.
“Revealing the fabric” zeigt drei Fotografien von Frauen* im Haïk (Hayek), begleitet von einer Sammlung von Texten aus Interviews mit diesen Frauen*. Der Haïk ist ein traditioneller Stoffschleier aus der Maghreb-Region und das Symbol des immateriellen algerischen Erbes. Während der “Schlacht um Algier” (1956 bis Ende 1957) spielte der Haïk eine Schlüsselrolle, da er es den Frauen* ermöglichte, sich vor den Blicken der Kolonisatoren zu schützen. Unter dem Haïk konnten sie unbemerkt Waffen, Briefe und Medikamente transportieren. Der Haïk verkörpert den Widerstand der algerischen Frauen* gegen den französischen Kolonialismus.
Das diskursive Programm Maghreb* alike findet vom 1. bis 6. November 2022 im Oyoun statt und feiert die algerische und nordafrikanische Befreiung, indem es die Geschichte und Zukunft des Frau*seins und queer*feministischer Perspektiven in der Maghreb-Region beleuchtet.
Das diskursive Programm fungiert als Begleitprogramm zur Ausstellung “Moudjahidate* – women*, resistance, queer alliance” mit einer Reihe von Veranstaltungen, die sich mit der Frage befassen, wie Imperialismus, Kolonialismus und laterale Unterdrückung bis heute funktionieren, und die darüber nachdenken, wie wir Freund*innenschaften aufbauen und füreinander sorgen.
Es wird Ausstellungsrundgänge, Künstler*innengespräche, ein Waacking-Tanzworkshop, Performances, Konzerte, eine After-Party und einen Gemeinschaftsbrunch geben.
Das Programm zielt darauf ab, die transnationale Solidarität zu stärken und Raum für den Austausch und die Stärkung der Diaspora zu schaffen, indem man sich organisch begegnet – auf Teppichen, beim Teetrinken oder beim gemeinsamen Rauchen.
Mit: Habibitch, Badiaa Bouhrizi, Kenza Mala Badi, Leila Moon, Aïda Salander, Out of Time Embassy, Liaam Iman, Louna Sbou sowie die ausstellenden Künstlerinnen Nadja Makhlouf, Maya Inès Touam und Sarah El Hamed.
Dates + Line Up
Dienstag, 1. November
18:00 Vernissage mit Nadja Makhlouf, Maya Inès Touam und Sarah El Hamed
19:30 Künstlerinnengespräch mit anschließendem Q&A
Mittwoch, 2. November
18:00 Ausstellungsrundgang mit Künstlerinnen
19:30 Waacking-Tanz-Workshop von Habibitch
Donnerstag, 3. November
18:00 Ausstellungsrundgang mit den Künstlerinnen
19:00 Gespräch Demystifying woman*hood – realities in (post)colonised North Africa mit Kenza Mala Badi, Louna Sbou, Badiaa Bouhrizi, Nadja Makhlouf, Sarah El Hamed, Maya Inès Touam
21:00 Konzert von Badiaa Bouhrizi
Freitag, 4. November
18:00 Ausstellungsrundgang mit Künstlerinnen
21:30 Sonic Intervention feat. Liaam Iman
Samstag, 5. November
18:00 Ausstellungsrundgang mit Künstlerinnen
20:30 Performance “War on Bodies” von Kenza Mala Badi
21:30 – 03:00 After-Party mit Leila Moon + Aïda Salander
Sonntag, 6. November
10:00 – 15:00 Community Brunch und get-together
Biografien
_Habibitch ist ein*e nicht-binär*e Künstler*in, Voguing- und Waacking-Tänzer*in mit französisch-algerischen Wurzeln. Als queer-feministische*r dekoloniale*r Aktivist*in verwandelt sie Tanzflächen in politische Räume.
_Badiaa Bouhrizi ist eine Singer-Songwriterin und Komponistin aus Tunesien. Mit ihrem musikalischen Talent setzt sie sich für soziale Gerechtigkeit und die Werte von Pluralismus und Demokratie ein.
_Sonic Intervention ist ein Projekt, das organisch aus dem Bedürfnis heraus entstanden ist, durch Musik eine Gemeinschaft mit und für Menschen zu schaffen. Out of Time Embassy werden eine immersive audiovisuelle Performance bieten, die die Sinneswahrnehmungen ritueller Beziehungen erforscht und gleichzeitig deren verkörperte Erinnerung aufruft, um einen Raum zu schaffen, der die Vorstellungskraft bewegt.
_Liaam Iman ist ein*e in Berlin lebende*r Singer-Songwriter*in, Performer*in und Perkussionist*in. Liaam lädt ihr Publikum auf eine Reise durch poetische, anzestrale Landschaften, vielfältige Stimmlagen und polyrhythmisches Trommeln ein, inspiriert von nordafrikanischer, keltischer und balkanischer Musik, und ruft zum Schweigen gebrachte Stimmen und Geschichten zu einem Moment der Zusammengehörigkeit und Erinnerung auf.
_Kenza Mala Badi ist ein*e gender nicht-konforme*r Performance-Künstler:in*, Schriftsteller:in* und politische*r Aktivist*in* aus Marokko. Performances und Schriften entstehen aus Mala’s persönlichen Erfahrungen im täglichen Leben. Mala möchte die Sichtbarkeit der queeren & trans* nordafrikanischen, amazighischen, muslimischen und geflüchteten Gemeinschaften verstärken.
_Aïda Salander ist eine tunesische, multidisziplinäre Künstlerin, die in Paris lebt. In ihren Sets überträgt sie ihre Emotionen und Interaktionen mit ihrer Umgebung, oder was sie als “den Vibe” bezeichnet. Sie bewegt sich subtil zwischen chilligem Rave und psychedelischem Trance, zwischen House und Techno, mit Abstechern zu Raï oder Vintage und bekannten Hits aus der orientalischen und nordafrikanischen Szene.
_Leila Moon ist Songwriterin, Produzentin und DJ, mit den Schwerpunkten Funk, Disco, Rai, Gnawa, Afrobeat, R’n’B, Mahraganat, Electronic und House. Als Tochter algerischer und marokkanischer Eltern wuchs Leila Moon in der Schweiz auf und verbindet sich durch ihre Musik mit ihren Wurzeln und ihrer Identität.