Workshop: Mightier than a Trampled Flower
Mightier than a Trampled Flower (Mächtiger als eine zertrampelte Blume) ist ein laufender kuratorischer Schwerpunkt des Oyoun, der die Erfahrungen von Frauen* und queeren Körpern in Kriegen aus dekolonialen, antimilitaristischen und intersektionalen Perspektiven in den Mittelpunkt stellt. Eines der Hauptziele des Projekts ist es, die kanonischen, nationalstaatlichen Narrative von Krieg und Frau*sein zu dekonstruieren.
Neben den beiden Projekten AS* PAPANGUS und MOUDJAHIDATE* wurden im Frühjahr und Spätsommer 2022 zwei Workshops mit einer kleinen Gruppe von Künstler*innen, Kurator*innen und Forscher*innen durchgeführt. Teilgenommen haben Yukiko Nagakura, Nadja Makhlouf, Margo Okazawa-Rey, Bruna Amaro und Kuratorin Dami Choi für die Moderation. In diesen Online-Workshops, die einen Raum für Abstimmung, Austausch und gemeinsames Denken boten, wurden eine Reihe von Fragen gestellt und untersucht, die die Praktiken und Realitäten, auf die sich der kuratorische Fokus bezieht, miteinander verweben.
Können wir uns Frau*sein als anti-hegemoniales, nicht-binäres und fließende(s) Konzept(e) und Art(en) des Seins vorstellen? – Frau*sein im Überleben, Atmen und Trauern mit den Entmenschlichten in Schichten von Gewalt. An wessen Kampf erinnern die Geschichten, Denkmäler, Namen, Daten und Geschichten? Wie können wir im dekolonialen queer*feministischen Denken davon absehen, Nationalismus, Militarismus und Herrschaft zu reproduzieren? Diese Gedanken kreisten, schwangen mit und wiederholten sich in den Gesprächen der Teilnehmenden. Im Folgenden möchten wir einige Momente aus dem Workshop mit euch teilen:
Ich wollte das Unsichtbare sichtbar machen. Ich wollte mitteilen, dass es viele Frauen* gab, die beschlossen haben, sich an der Unabhängigkeit zu beteiligen. … Diese Traurigkeit, diese Wut, diese Frustration haben mir geholfen, ein Projekt zu starten. … Ich wollte die algerischen Frauen* vor dem Krieg, während des Krieges und danach verstehen, als eine Entwicklung von Kämpferinnen*, Moudjahidate*. … Wenn niemand die Verantwortung für die Erinnerung an diesen Teil der Geschichte übernimmt, werden diese Geschichten verschwinden. (Nadja Makhlouf)
Die Geschichten der Frauen* in Fukushima, die auf Feldstudien aus dem Jahr 2016 basieren, haben uns deutlich gezeigt, wie Frauen*, Mütter* und Kinder von der Gesellschaft, die dem Wirtschaftswachstum Priorität einräumt, benutzt werden. … Die Struktur der Ausbeutung hat sich seit der Zeit des kaiserlichen Japans nicht verändert. … Frauen*, die gebärfähig sind, wurden als reproduktive Ressource der Nation behandelt. Andererseits werden sie als nutzlos behandelt, wenn es darum geht, die Wirtschaft zu beleben, eben wegen ihrer Fähigkeit zu gebären. (Yukiko Nagakura)
… alle zwei Tage wird in Brasilien eine Transfrau* ermordet … jede Stunde erfahren 30 Frauen* in Brasilien körperliche Gewalt. Diese Zahlen entstehen und ich bin ein Teil davon. Und wir befinden uns in einem Krieg … Wie können wir Werkzeuge schaffen, die das auslöschen, was uns tötet? … As* Papangus ist eine Performance über den Aufbau eines kollektiven Raums der Sicherheit, damit wir Frauen* tanzend, singend und gehend feiern können. … Wann können unsere Körper ihre Identitäten bewohnen, um frei zu sein? Wie können wir unsere Körper entsexualisieren und naturalisieren? (Bruna Amaro)
Eine feministische Vision von echter Sicherheit, die frei von Militarismus ist und eine Kultur des Lebens schafft … Wie können wir kollektiv erklären, was wir erleben, und wie können wir die Punkte verbinden? … Nachdenken über Militarismus und Staatsbürgerschaft und die patriarchalen, maskulinistischen, heterosexistischen Nationalstaaten, die das Militär brauchen, z.B. in Japan ungeachtet des Artikels 9, die Art und Weise, wie das US-Militär während der Invasion in Afghanistan Menschen aus Mexiko rekrutiert hat. Und so wird auch der Feminismus eingesetzt: Das ist ein feministisches Ideal, geh zum Militär! Es geht also um Akzeptanz, Anerkennung und Staatsbürgerschaft in dieser militarisierten Welt. (Margo Okazawa-Rey)
… oder schauen wir in die Zukunft? … Wir, Frauen* und queere Körper sind von Natur aus schamanisch in der Art, wie wir mit unseren Körpern handeln und fühlen. Wir bauen Brücken zwischen den Lebenden, den Seelen und anderen Wesen. … Es geht darum, in uns selbst hineinzuschauen und das Gespräch in uns selbst auch zu einem Gespräch über das Patriarchat zu machen, das in uns selbst verkörpert ist. Wie gehen wir mit dieser endlosen Kette von Gewalt im Namen der Nation, der Sicherheit usw. um? … Welche Art von Kämpfen führen wir als Frauen*? (Dami Choi)