Oyoun – Für Transparenz und Dialog
Berlin, [15. Dezember 2023] – In einer gestrigen Pressekonferenz erläuterte die Berliner Kulturinitiative Oyoun die Hintergründe der eingefrorenen Förderung, den aktuellen Stand der Kommunikation mit der Senatsverwaltung und stellte das heute beginnende Festival THREADS OF RESILIENCE vor.
Förderabbruch und die Folgen
Oyoun gewährt Einblicke in die spürbaren Auswirkungen des abrupt beendeten Förderstopps und betont die dokumentierte proaktive Herangehensweise an den Senat.
Trotz wiederholter Anfragen seitens Oyouns bezüglich des vorzeitigen beabsichtigten Förderstopps bis zum 31. Dezember 2023 hat der Berliner Senat bisher nicht auf Gesprächsangebote reagiert. In Anbetracht dieser Nichtbeachtung hat Oyoun am 7. Dezember rechtliche Schritte eingeleitet und Klage eingereicht.
Louna Sbou, Geschäftsführung von Oyoun, betont: “Die Anschuldigungen betreffen die gesamte, sehr vielfältige Community. Es ist wichtiger denn je, jetzt zusammenzustehen, um gegen unbegründete Vorwürfe entgegenzuwirken. Unsere kuratorische Arbeit ist durch kulturelle Vielfalt, Zusammenarbeit und das Streben nach Meinungsfreiheit geprägt. Unsere Stärke liegt darin, zu zeigen, dass unterschiedliche Stimmen zusammenkommen müssen, um einen demokratischen Erkenntnisgewinn zu erzielen.”
Darstellung laufender Projekte
Auf der Pressekonferenz wurden ein Teil der 10 laufenden Projekte vorgestellt, darunter LISTENING TO THE LAND, gefördert bis Dezember 2024 durch die Initiative Draussenstadt und die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Projekt, gestartet im August 2023, präsentiert Klimaschutzbewegungen von rassifizierten Menschen durch transregionale Verbindungen von Künstler*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen.
“Wir leben in einer Zeit, die maßgeblich durch den Klimawandel und den Neokolonialismus bestimmt wird, und in der sich überall auf der Welt Widerstandsbewegungen formieren. Schwarze, Indigene und People of Color (BIPOC) stehen an der Spitze von Bewegungen für Umweltgerechtigkeit, Sozialgerechtigkeit sowie Gerechtigkeit für rassistisch diskriminierte Menschen, die Hegemonien ins Wanken bringen wollen und sich politischen Zielen der Befreiung verschrieben haben.“ so Dami Choi aus dem kuratorischen Team.
Festival als Ausdruck der Gemeinschaft
In Antwort auf jüngste Entwicklungen wurde ein dreitägiges Festival ins Leben gerufen, das von der Gemeinschaft geleitet und kollektiv kuratiert wird. THREADS OF RESILIENCE zielt darauf ab, gemeinschaftlich über weltweite Bewegungen des Widerstands, der Resilienz und der Solidarität nachzudenken.
Die Pressekonferenz hat aus allen Perspektiven die Entstehung und Einbindung der Beteiligten zum Programm dargestellt und so eine Richtigstellung vor dem Hintergrund des Tagesspiegel Artikels vom 13. Dezember erreicht. “Es ist uns wichtig klarzustellen, dass das Festival Ausdruck unserer fortwährenden Verpflichtung gegenüber einer inklusiven und diversen Kultur, die den kritischen Dialog fördert und Raum für unterschiedliche Perspektiven schafft, sein soll.” so Tariq Bajwa aus dem Kommunikationsteam.
“Wir befinden uns in einer Zeit der Diskursverengung und -verschiebung, und sehen die Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, die Kunstfreiheit und das Recht auf Asyl und Migration als stark gefährdet an. In kürzester Zeit werden momentan als Reaktionen auf schreckliche Ereignisse überschnelle Handlungen, basierend auf Angst, Unwissen und teils Rassismus angestoßen, und vor allem letzterer Grund führt vermehrt zu Äußerungen von einem Generalverdacht, der somit einen Teil von gruppenbasierter Menschenfeindlichkeit ausmacht. Als demokratische Gesellschaft brauchen wir, im Einklang mit unserem Grundgesetz, offene Räume für pluralistische Diskurse, sowohl in Deutschland verankerte als auch internationale.” fasst Nina Martin zusammen.
Umgang mit öffentlichen Vorwürfen
Die Pressekonferenz bezog Stellung zu den “neuen schweren Vorwürfen” gegen Oyoun, wie sie im Tagesspiegel-Artikel vom 12.12.2023 erschienen sind. Diese Anschuldigungen, von zwei Redaktionen mit nahezu identischen Fragen aufgegriffen, beziehen sich größtenteils auf vergangene Ereignisse vor der eigentlichen Gründung von Oyoun.
Rabbiner Armin Langer, Mitglied des Beirats, meldete sich in einem Video zu Wort und betonte, dass Oyoun immer wieder “seine Relevanz für den sozialen und kulturellen Diskurs in Berlin unter Beweis gestellt hat. Die große Unterstützung und die tausende Unterzeichner des offenen Briefes unterstreichen die tiefgreifende Wirkung, die Oyoun auf seine Gemeinschaft hat. Diesen wichtigen Raum für Kreativität, Dialog und Einheit zu erhalten, ist eine kollektive Verantwortung, und ich stehe an ihrer Seite.”
Abschließend wurde betont, dass viele der im Haus aufgegriffenen Fragen globale Fragestellungen sind, die weltweit mit der gleichen Dringlichkeit und Intensität diskutiert werden. Oyoun sieht es als Verantwortung an, diese Debatten zu öffnen, Dialoge anzuregen, Erkenntnisse zusammenzuführen und einem diversen Publikum zugänglich zu machen.