Oyoun verabschiedet sich aus der Lucy-Lameck-Straße

Berlin, 17.12.2024 – Das Neuköllner Kulturzentrum Oyoun verabschiedet sich nach fünf Jahren vom Haus in der Lucy-Lameck-Straße. Mit dem Gastfestival UNFRAME Ende November und den letzten Veranstaltungen am vergangenen Wochenende endet eine prägende Ära.

Am 8. Januar 2025 werden die Schlüssel offiziell übergeben. Das Gebäude soll trotz enorm hoher Instandhaltungskosten von 530.000 Euro leerstehen – ein weiteres Beispiel für Versäumnisse und fragwürdige Entscheidungen innerhalb der Berliner Kulturverwaltung.

Seit der überraschenden Ankündigung in einer Sitzung des Kulturausschusses im November 2023, die bis Ende 2025 zugesagte Förderung vorzeitig einzustellen, war Oyoun gezwungen, über ein Jahr lang behördliche, juristische und mediale Angriffe abzuwehren. Alle Versuche, einen Dialog mit der Berliner Kulturverwaltung aufzunehmen, blieben erfolglos. Stattdessen wurden Narrative verbreitet, die die Arbeit und Integrität des Hauses in der öffentlichen
Wahrnehmung diskreditierten. Dank einer starken Community konnte Oyoun juristisch gegen einige dieser Angriffe vorgehen und einen Präzedenzfall schaffen, der über das Haus hinaus Bedeutung hat.

Spaltung statt Zusammenhalt – Oyoun bleibt standhaft
Bereits im ersten Pressestatement war der Begriff “Präzedenzfall” zentral. Rückblickend hat sich dies erschreckend bestätigt: Die aktuellen, mit wenig Vorlauf und ohne ausreichende Gespräche beschlossenen Kürzungen im Berliner Kulturetat setzen ein Modell fort, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet und wichtige kulturelle Arbeit untergräbt.

Förderungen werden eingestellt – ungeachtet vertraglicher Verpflichtungen, Arbeitsverhältnisse oder gesellschaftlicher Verantwortung. Besonders betroffen sind Institutionen, die für Diversität, Intersektionalität und machtkritische Perspektiven stehen.

Trotz dieser Herausforderungen wird Oyoun seine Arbeit fortsetzen. Geschäftsführerin Louna Sbou betont: „Wir wissen jetzt, dass wir das Haus verlassen müssen. Wir fühlen uns einerseits ernüchtert, aber vor allem bestärkt, auf neue Weise weiterzumachen. Der Zusammenhalt und das Ausmaß der Angriffe haben uns gezeigt, wie kraftvoll und notwendig die kulturelle Arbeit unserer inhaltlichen Ausrichtung ist. Mit diesem Abschied möchten wir allen danken, die uns bis heute unterstützt haben, sowie jenen, die uns durch ihre kritische Haltung die Chance gaben, unsere Werte mit mehr Klarheit zu verinnerlichen. Oyoun’s Slogan war schon immer ‚mehr als ein Haus‘ – und dafür stehen wir.“

In den kommenden Monaten wird Oyoun Prozesse neu ausrichten, Partnerschaften stärken und Ressourcen gemeinschaftlich nutzen – und dabei neue Wege für eine lebendige, diskursive und internationale Kulturlandschaft aufzeigen.

Weitere Informationen und Anfragen können per E-Mail an hallo@oyoun.de gerichtet werden.