#OccupyOyoun  

Muse, Folded

Golnar Tabibzadeh

‘Muse, Folded’ zielt darauf ab, eine Möglichkeit des Austauschs und der Verbindung über digitale Formate hinaus zu schaffen, indem die Tradition der Mail-Art genutzt wird. Über eine Kette des postalischen Austauschs wird jede*r Künstler*in eingeladen, eine Arbeit zu schaffen, die von einem Original-Kunstwerk inspiriert ist, das er*sie per Post erhält. Dieses Werk wird dann per Post an die*den nächste*n Künstler*in geschickt.

Muse Folded
Golnar Tabibzadeh

Der Titel bezieht sich auf den Akt des Faltens eines Briefes, um ihn in einen Umschlag zu stecken, er bezieht sich aber auch auf den Ausdruck der Schließung eines Unternehmens aufgrund von Schwierigkeiten, in diesem Fall die Krise, die künstlerische Inspirationen in dieser Zeit der gesellschaftlichen Distanzierung durchlaufen.

Durch die Einschränkungen, die auf den aktuellen Virusausbruch folgten, entwickeln viele Kreative digitale Ersatzlösungen für ihre Arbeiten, vom Streaming über Conference-Call-Workshops bis hin zu Online-3D-Events.

Für viele von uns – Künstler*in oder Publikum – geht die Muse, die aus dem physischen Kontakt und der Verbindung mit der Realität entsteht, verloren oder verdunkelt sich tiefgreifend und kontinuierlich zwischen digitalen Gadgets, Laptops und Telefone. Was oft alle fünf Sinne ansprechen sollte, reduziert sich auf das Sehen und Hören. Die Interaktion mit dem Kunstwerk wird tiefgreifend beeinträchtigt. Und das Bombardement gleichwertiger, gleichgerichteter Informationen ermüdet uns mit der Zeit. 

Dieses Projekt wurde inspiriert von der Ausstellung ‘Great Circle Distance Mail Art’, die 2019 im Tete Berlin stattfand, kuratiert von Marcu Brownlow. Die sich auf ihre eigene Weise auf die Tradition der Mail-Art bezog, die mindestens bis in die 1940er Jahre mit Ray Johnson (New York) zurückreicht, und auf die FLUXUX-Bewegung der 1960er und 70er Jahre.

‘Muse, Folded’ lädt sieben Künstler*innen aus Berlin ein, die in den Bereichen der bildenden und plastischen Kunst arbeiten, um an einem Zyklus von verschickten Kunstwerken durch eine Erweiterung der Zeit teilzunehmen.

Jede*r Künstler*in schuf ein Kunstwerk, inspiriert von dem, das er*sie erhielt, und schickte es an die*den nächste*n Künstler*in. Während des gesamten Prozesses wurden die Kunstwerke anonym empfangen und verschickt. Dies war ein Vorschlag, der darauf abzielte, das Kunstwerk seiner Institution zu entkleiden und die grundlegende Wirkung des Bildes als Muse zu demonstrieren.

 

Die Arbeiten wurden vom 05.- 20.11.2021 im Oyoun ausgestellt. 

Etsuiki Usui

Gewinner*in von #OccupyOyoun – ein Open Call für Konzeptideen während des ersten Lockdowns zur Erstellung und Umsetzung neuer Formate, die es ermöglichen, Künstler*innen zu unterstützen sowie Kunst und Kultur (beyond the live stream) zugänglich zu machen – auch in Unabhängigkeit physischer Räume.